goldbergVergangene Abendveranstaltung mit Denis Goldberg, dem Weggefährten von Nelson Mandela: Wie geht ein Land wie Südafrika mit Migrationsbewegungen um? Welchen Stellenwert hat kulturelle Vielfalt in der „Rainbow Nation"? Was können wir diesbezüglich in Niedersachsen von Südafrika lernen?

Denis Goldberg war als Aktivist des ANC gemeinsam mit Nelson Mandela vom Apartheid-Regime verurteilt worden. Nach 22 Jahren Haft und Exil setzt er sich seit seiner Rückkehr nach Südafrika für Völkerverständigung und Menschenrechte ein. Goldberg ging an dem Abend der Frage nach, wie Südafrika aktuell mit kultureller Vielfalt, Migration und Rassismus umgeht. Ein paar Schlaglichter:

Denis betonte, dass es in Südafrika eine zunehmende Binnenmigration gibt, die die Menschen vom Land in die Städte ziehen lässt. Die Infrastruktur der urbanen Räume ist mit diesem Zuzug jedoch komplett überfordert. Die Programme des öffentlichen Wohnungsbaus hinken hoffnungslos hinterher, weshalb sich "informelle Siedlungen", die sehr arm sind, an den Stadträndern gründen.

Die anhaltend hohe Gewaltkriminalität in Südafrika ist nach wie vor ein Verstärker für Rassismus in dem Land. Es werden fast täglich Polizist_innen bei Feuergefechten getötet. In diesem Zusammenhang wies Denis auf die Geschichte eines von Apartheid bestimmten Südafrikas hin, wo viele etablierte Institution in dieser Zeit bis zur "Wende" ihre Rolle zum Erhalt des rassistischen Systems spielten, z.B. auch die Kirche. Für Freiheit und Gleichheit agierende Kirchenoberen oder Pastoren sahen sich Anfeindungen der Kirchenbasis ausgesetzt.

Ein wichtiger Punkt war der Hinweis von Denis, dass Südafrikas Freiheitscharta, die in einem partizipativen Prozess noch in den Apartheid-Zeiten erstellt worden war, nicht davon sprach, weiße Vorherrschaft durch schwarze zu ersetzen, sondern, dass es von vornherein um ein Südafrkas ohne "Rassenschranken" ging. Also kein Revanchismus und keine Bekämpfung der weißen Vorherrschaft, weil die Buren weiß waren, sondern weil es eine weiße Vorherrschaft war. Das war der Grundgedanke, wofür Mandela, Denis Goldberg und die vielen Anderen gekämpft hatten. Dafür war Mandela, der diese Haltung in seiner Rede vor seiner Verurteilung vertrat, bereit zu sterben.

Der Prozess, den Rassismus aus den Köpfen zu bekommen, dauert lange. Denis erwähnte dann, dass die jüngeren Südafrikaner_innen aber nicht auf ewig warten wollen, sie wollen schnellere Veränderungen. Und die liegen momentan eher in einer materiellen Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, über alle "Hautfarben" hinweg.

"Eine neue Verfassung und neue Gesetze schaffen keine Änderungen im Denken, das dauert und es braucht eine starke politische Führung."

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