Der VEN bedankt sich für die Einladung zur Anhörung am 5. Mai 2021 vor dem Niedersächsischen Landtag und begrüßt das Verfahren zur Anhörung und Verbesserung der Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement in Niedersachsen.

Die Arbeit mit Ehrenamtlichen ist eines der zentralen Arbeitsbereiche des VEN. Über 80 % der Mitgliedsvereine des VEN arbeiten ausschließlich mit Ehrenamtlichen. Für den VEN war schon immer eine zentrale Forderung: Ehrenamt braucht hauptamtliches Rückgrat. Wo diese Strukturen gefördert werden, entsteht und entwickelt sich bürgerschaftliches Engagement und sorgt für solidarisches Handeln und den Erhalt von demokratischen Strukturen in unserer Gesellschaft. Das zeigen die Ergebnisse von Mitgliedsbefragungen der letzten Jahre und die Evaluation des Eine Welt-Promotor*innen-Programms.

 

Auf  Bundesebene arbeitet der VEN mit 16 Landesnetzen in der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt Landesnetzwerke in Deutschland e. V. (agl) zusammen und ist Mitglied im VENRO. 2011 startete die agl erstmalig das bundesweite Eine Welt-Promotor*innen-Programm zur Förderung von zivilgesellschaftlichem Engagement. Das von Bund und Land gemeinsam geförderte Programm läuft derzeit in der dritten Förderperiode und stärkt derzeit mit mehr als 150 Eine Welt-Promotor*innen das Engagement für globale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung. Die Eine Welt-Promotor*innen stärken Wissen und Kompetenzen und beraten und vernetzen zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen in ganz Deutschland, die sich in der Eine Welt-Arbeit engagieren und initiieren Projekte und Aktionen, mit denen sie Alternativen für eine zukunftsfähige Gesellschaft aufzeigen. Die Wirkungen des Programms wurden in einer externen Evaluation bestätigt. Wichtige Ergebnisse sind: Ehrenamtliche fühlen sich in ihrer Arbeit gestärkt, motiviert und qualifiziert und bürgerschaftliches Engagement ist gestärkt und wächst.

Auch in Niedersachsen lassen sich diese Ergebnisse festhalten. Die Promotor*innen stärken das Engagement in den Regionen Lüneburg, Osnabrück, Braunschweig, Oldenburg und Göttingen. Fachpromotor*innen vernetzen und stärken das Engagement zum Globalen Lernen, zu Partnerschaftsarbeit, zur Öffentlichkeitsarbeit, qualifizieren und unterstützen besonders migrantischeOrganisationen. Das Programm hat sich insbesondere in der Corona-Krise als wirkungsvoll gezeigt. Mit der Unterstützung der Promotor*innen ist es gelungen, dass zivilgesellschaftliche Engagement durch Beratungs-und Qualifizierungsangebote für digitale Kommunikationsformen aufrecht und aktiv zu halten.

Handlungsfelder für die drängenden Herausforderungen rund um das Ehrenamt

  • Ehrenamt braucht hauptamtliche und verlässliche, belastbare Strukturen und professionelle Unterstützung in Form von Beratung, Qualifizierung, Anerkennung der Leistungen, Innovation und Förderung des Ehrenamts. Das Eine Welt-Promotor*innen-Programm bietet eine solche Unterstützung. Dafür ist die Bereitstellung der notwendigen Landesmittel für die vierte Förderperiode ab 2022 und folgend im Haushalt erforderlich. Die Finanzierung ist bisher nicht gesichert. Außerdem ist eine Ausweitung des Programms auf weitere Regionen sinnvoll, um so vor allem die Strukturen für das Ehrenamt in den ländlichen Regionen ausbauen und stärken zukönnen.
  • Kleinprojektefond: für viele Ehrenamtliche Initiativen ist die Beantragung von Projekten eine große Hürde. Sie ist mit viel administrativem Aufwand und Bürokratie verbunden, der oft nicht geleistet werden kann. Hier könnte ein Kleinprojektefond Abhilfe schaffen. In den ersten Jahren nach seiner Gründung 1991 konnte der VEN einen solchen Kleinprojektefond anbieten. Dieser bot den Vereinen die Möglichkeit auch für kleinere Veranstaltungen geringe Mittel unbürokratisch zu beantragen. Eine solche unbürokratische Mittelvergabe setzt direkt an den Notwendigkeiten der ehrenamtlichen Gruppen an und fördert das direkte Engagement unabhängig von Förderschwerpunkten.
  • Generationenwechsel und Wissenstransfer sind Herausforderungen, die viele Vereine lösen müssen. Hierzu sollten Unterstützung und Fördermittel oder Programme bereitgestellt werden.

Maßnahmen zur Förderung und Stärkung des freiwilligen, gemeinwohlorientierten, nicht auf materiellen Gewinn ausgerichteten Engagements

  • Stärkung der Digitalisierung im Ehrenamt durch entsprechende finanzielle Förderung und Bereitstellung der Infrastruktur.

  • Bereitstellung von ungenutzter Infrastruktur.

  • Ggf. Anerkennung des Ehrenamts für Rentenansprüche.

Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Ehrenamtsquote von Frauen und jungen Erwachsene

  • Anerkennung ehrenamtlicher Leistungen als Wartezeiten. Gerade bei Studiengängen, wie soziale Arbeit sollten entsprechende studienrelevante ehrenamtliche Tätigkeiten als Wartezeiten für den Studienzugang anerkannt werden.
  • Ausbau der Zusammenarbeit von Schule und Ehrenamt. Engagement braucht Vorbilder und Anstöße. „Engagement als Lernfeld“ sollte stärker an den Schulen diskutiert und gefördert wird.
  • Gezielte Werbestrategie für das Ehrenamt, im TV, im Radio und mit Einbeziehung prominenter Personen.

 

Maßnahmen und Gesetzesvorschläge zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und kommunalem Mandat

  • verbesserte Akzeptanz und Honorierung des Ehrenamtes für Arbeitnehmer in ihrem beruflichen Alltag. Zum Beispiel Freistellungen vom Arbeitsalltag für ehrenamtliche Stunden oder eine vergleichbare Art der Honorierung.
  • Möglichkeit zu vorgezogenem Ruhestand bei ehrenamtlicher Tätigkeit.
  • Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten / Verbesserung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

 

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