Kontinuität und Wandel sollen als generelle Stichworte die inhaltliche Ausrichtung der Veranstaltungsreihe auf soziale Transformationsprozesse oder deren Ausbleiben in unterschiedlichen Ländern Lateinamerikas ausdrücken. Zahlreiche neue linke Regierungen haben in den letzten Jahren, gestützt durch soziale Bewegungen, Wahlen gewonnen und nicht wenige Stimmen sprechen von einer Veränderung der politischen Ausrichtung der Region.
Je nach Land ist das politische Panorama allerdings höchst verschieden und reicht von ambitionierten Plänen einer neuen Verfassung, um jene aus der Zeit der Diktatur zu überwinden (Chile), über andauernde Proteste nach dem Putsch und der Amtsenthebung des linkspopulistischen Präsidenten Pedro Castillo (Peru) bis hin zum Wahlsieg des ersten linken Präsidenten und ehemaligen Guerilleros Gustavo Petro, sowie der afrokolumbianischen Umweltaktivistin Francia Márquez (Kolumbien).Auf den ersten Blick scheint es vielerorts neue progressive Regierungen zu geben. Bei genauerer Betrachtung fallen jedoch auch gescheiterte Projekte auf, wie beispielsweise jenes des autoritär regierenden Präsidenten Daniel Ortega, der seit Jahren kritische Stimmen zivilgesellschaftlicher Akteure gewaltsam Verfolgt und Menschen ins Exil zwingt. Diesen und weiteren Themen möchten wir uns im Rahmen der Veranstaltungsreihe widmen und dabei Akteure zu Wort kommen lassen, die vor Ort in zivilgesellschaftliche Organisationen, Kollektive und soziale Bewegungen eingebunden sind oder diese von hier aus unterstützen.
Wir möchten euch daher diesen Sommer vom 07.-09. Juli herzlich zum Lateinamerika-Kongress und der vorgelagerten Veranstaltungsreihe einladen, welche am 21. April startet. Gemeinsam mit befreundeten Referent*innen und Organisationen aus Hannover stellen wir ein breites Programm auf die Beine bei dem von den Auswirkungen des Kohleabbaus in Kolumbien auf lokale Gemeinden bis hin zur aktuellen Situation der Andauernden Proteste in Peru oder dem Widerstand gegen Privatstädte in Honduras, zahlreiche aktuelle politische Themen in Lateinamerika und zivilgesellschaftliche Organisationsprozesse betrachtet werden.
Organisiert wird diese Veranstaltungsreihe gemeinsam mit dem 3WF Hannover – Forum für eine andere Welt e.V., Südamerikazentrum, aware & fair, Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen VEN und Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen VNB.
Veranstaltungsreihe:
NICARAGUA. 5 Jahre Widerstand | Herausforderungen für Exilierte und die Solidarität
21. April, 18 Uhr, Haus der Jugend
Im April 2018 begann in Nicaragua ein Volksaufstand gegen die Regierung von Daniel Ortega und Rosario Murillo (FSLN). Die einstige Befreiungsbewegung hat eine Diktatur hervorgebracht, die mit repressiven Maßnahmen gegen soziale Bewegungen und Oppositionelle vorgeht. Inzwischen befinden sich Hunderttausende von Nicaraguaner:innen im Exil (v.a. in den USA, Costa Rica, Europa). Nach der überraschenden Freilassung 222 politischer Gefangener und der Aberkennung von 318 Staatsbürgerschaften sucht die internationale Gemeinschaft nach angemessenen Reaktionen.
Wir laden Euch ein, mit Ernesto Medina (Ex-Rektor UAM/ UNAN-León, z.Z. FU Berlin), Lludely Aburto (Aktivistin, z.Z. im Exil in Costa Rica) und ggf. anderen Nicaraguaner:innen im Exil die aktuellen Geschehnisse einzuordnen und über die Perspektiven der Herstellung demokratischer Verhältnisse zu diskutieren. Dabei ist es uns besonders wichtig, über konkrete Handlungsmöglichkeiten von Politik und Zivilgesellschaft nachzudenken. Diese Veranstaltung wird vom 3WF Hannover – Forum für eine andere Welt e.V. organisiert
KOLUMBIEN. Zwischen Steinkohle und grünem Wasserstoff
11. Mai, 18 Uhr, Haus der Jugend
Die politische und soziale Revolution von 2021 hat die politische Landschaft Kolumbiens nachhaltig verändert. Die einstige Hochburg der lateinamerikanischen Rechten wird nun von einer linken Regierung geführt, die tiefgreifende Reformen plant. Dazu gehört die Abkehr vom bisherigen Extraktivismus hin zu einem nachhaltigen landwirtschaftlichen und industriellen Modell.
Allerdings haben die jüngsten Entwicklungen in den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen auch Auswirkungen auf Kolumbien. Aufgrund veränderter Handelsströme ist das Land zu einem der wichtigsten Kohlelieferanten für Deutschland und Europa geworden, was die Pläne auf beiden Seiten des Atlantiks bremst, sich von fossilen Brennstoffen zu lösen.
In diesem Vortrag werden die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen dargelegt, denen Kolumbien angesichts seiner derzeitigen Abhängigkeit von Kohleexporten gegenübersteht. Außerdem werfen wir einen Blick auf das ambitionierte Vorhaben, Kolumbien zu einem Zentrum der Produktion von grünem Wasserstoff zu machen.
MEXIKO. Auswirkungen von Megaprojekten im Südosten Mexikos – Berichte aus Chiapas und Campeche.
19. Juni, 18 Uhr, Elchkeller
Gemeinsam mit Leon Enrique Avila, sowie Nicolas Arcos & Sara Lopez vom Indigenen und Populären Regionalrat Xpujil (Consejo Regional Indígena y Popular de Xpujil S.C. | CRIPX) kommen wir über die Auswirkungen des soganannten „Tren Maya“ und der Situation für betroffene Gemeinden ins Gespräch. Aktuell gibt es zu diesem Thema auch Proteste in Deutschland.